Einen ungewöhnlichen Ort hat der Musikverein Ötigheim in diesem Jahr für sein alljährliches Konzert gewählt. Unter dem Motto „Raum – Klang – Musik“ erklang zum zweiten Mal nach 2015 stimmungsvolle und unterhaltsame Blasmusik in der Ötigheimer Pfarrkirche St. Michael mit ihrer besonderen Akustik. Das Orchester unter der Leitung von Mario Ströhm hatte für die Musikfreunde in den gut besetzten Rängen ein volles Dutzend musikalischer Leckerbissen jeglicher Couleur einstudiert.


Das hymnische Stück „Vita pro Musica“ setzte mit seinen majestätischen Fanfarenklängen den Ton für einen Abend voller Höhepunkte. Nach der Begrüßung des Veranstalters durch Philipp Ganz lud das Orchester mit den malerischen Klangbildern des Stückes „Silva Nigra – Szenen aus dem Schwarzwald“ von Markus Götz auf eine musikalische Wanderung ein. Der sich langsam lichtende Nebel, das Vogelgezwitscher, das Rauschen des Waldes und die klösterlichen Gesänge der Mönche – mit lebendigen Bildern ließ Moderatorin Silke Kühn das Publikum nachspüren, welche Szenen aus dem Schwarzwald den Komponisten zu dieser Perle der Blasmusik inspiriert haben mögen.
Mit ihrer unterhaltsamen Begleitung wechselte Silke Kühn danach in die Landschaften der keltischen Kultur. „Celtic Ritual“ entführte die Hörerschaft in die mystische Welt Irlands. Einen leidenschaftlichen folkloristisch-schottischen Akzent setzte Marcel Fischer als Solist mit dem Symbol Schottlands, dem Dudelsack, bei „The Rose of Kelvingrove“ von David Knox. Das feierliche Stück, getragen vom warmen Klang dieses ungewöhnlichen Instruments, hat sich zu einem Standard bei Hochzeiten entwickelt.

Die junge Solistin Lucia Battaglia begeisterte mit ihrer gefühlvollen Interpretation von Andrew Lloyd Webbers „I don’t know how to love him“ aus dem Musical „Jesus Christ Superstar“.

Ein Highlight war Kurt Gäbles „Begegnung“ mit einem weiteren selten gespielten Instrument, das sich einer bestimmten Landschaft zuordnen lässt. Mario Ströhm glänzte mit dem Alphorn, das im hallenden Kirchenraum besonders gut zur Geltung kam. Souverän solistisch unterstützt wurde er von Michaela Albanese an der Tuba und Bernd Schmidt am Bariton.

Der zweite Teil des Programms stand ganz im Zeichen moderner Klassiker der Pop- und Rockmusik. Mit einem weiteren Solo zog Lucia Battaglia alle in ihren Bann, als sie dem Publikum mit „Stairway to Heaven“ von Led Zeppelin himmlische Klänge bescherte. Mit „Against all Odds“ von Phil Collins bewies der Klangkörper, wie stimmungsvoll und farbenreich eine Pop-Ballade instrumental klingen kann. Bei „Purple Rain“ von Prince konnte Nicole Kern mit ihrer kraftvollen Stimme gesanglich brillieren.

Den fulminanten Schlusspunkt setzte das Ensemble mit dem wohl bekanntesten Orgelwerk, der „Toccata in D Minor“ von Johann Sebastian Bach, diesmal jedoch ohne Orgel in einer rockigen Version. Das Blasorchester ließ die Pracht dieser Musik im Kirchenraum mit seiner geballten Kraft erklingen.
Nach den Dankesworten von Philipp Ganz, die neben dem Dirigenten, den Solisten und den Musikerinnen und Musikern besonders der Kirchengemeinde und dem Organisationsteam galten, gab es für den langanhaltenden Applaus eine Zugabe mit „Heal the World“ von Michael Jackson. Der Appell, die Welt zu heilen und wieder zu einem besseren Ort zu machen, möge angesichts seiner Aktualität, so betonte Silke Kühn, das gute Gefühl vermitteln, auch als Einzelner helfen zu können. Die Spenden, um die der Veranstalter anstelle eines Eintritts gebeten hatte, gehen zu einem Teil an die Aktion „Wünschewagen“ des Arbeiter-Samariter-Bundes, die sterbenskranken Menschen letzte, meist langgehegte Wünsche erfüllt.
Mit einer weiteren Zugabe, dem „Abendmond“ verabschiedete das großartig aufspielende Orchester ein dankbares Publikum hinaus in den an diesem Abend hell am Nachthimmel leuchtenden Vollmond. Vielleicht, so war eingangs von Philipp Ganz zu vernehmen, findet „Raum – Klang – Musik“ in der Zukunft eine Fortsetzung als Konzertreihe.

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